18. September 2025

Einrichtung für bis zu zwölf Menschen könnte im Pfarrgarten der Löhndorfer Kirche entstehen – Finanzierung ist noch unklar.
Löhndorf. Mit großer Energie verfolgt der im Mai 2024 gegründete Verein „Gemeinsam zu Hause im Ahrtal“ sein Ziel, eine selbst organisierte Wohn-Pflege-Gemeinschaft für bis zu zwölf Menschen mit Demenz im Kreis Ahrweiler zu errichten. Betroffene Angehörige, Fachleute und engagierte Bürger möchten so eine innovative Wohnform für Menschen mit demenzieller Erkrankung schaffen. Das soll eine Alternative zu Pflegeheimen und zur Pflege zu Hause sein, wenn diese aus verschiedensten Gründen nicht möglich ist. Dabei würde für die Bewohner ein Zuhause geschaffen, in dem sie von Angehörigen und Fachkräften begleitet und betreut werden.
Hierbei sind die Akteure nun einen wichtigen Schritt vorangekommen: Ein Grundstück – der Pfarrgarten gleich hinter der Löhndorfer Kirche St. Georg – scheint gefunden. Bei Verwaltungen, Kirche und Politik stoßen die Vereinsmitglieder um Horst Steinheuer und Ingrid Jung auf offene Türen. Jetzt wurde das Konzept unter reger Beteiligung der Dorfgemeinschaft in der Kirche vorgestellt.
Zum Hintergrund: Aus dem gemeinsamen Gesprächskreis Demenz der evangelischen Kirchengemeinde Sinzig und des Pastoralen Raums Sinzig entstand Mitte 2023 zunächst die Interessengruppe „Initiative Demenz–WG“. Der Bedarf an solchen Initiativen ist groß, wie Horst Steinheuer, Vorsitzender des mittlerweile 50 Mitglieder zählenden Vereins „Gemeinsam zu Hause im Ahrtal“, ausführte. So lebten zum Jahresende 2023 laut Statistik im Kreis Ahrweiler 2600 Menschen, die an Demenz erkrankt sind. In Rheinland-Pfalz waren es rund 85.000 von der Erkrankung Betroffene. „Die Dunkelziffer dürfte deutlich höher sein“, so Steinheuer.
Der Pfarrverwaltungsrat der Kirchengemeinde St. Georg mit ihrem Vorsitzenden Friedhelm Münch, der noch bis Ende des Jahres besteht, hatte sich schon länger mit der Idee beschäftigt, ob sich das Projekt auf dem Kirchengrundstück realisieren lassen könnte. Dem Verein würde das Areal mit einem Erbpachtvertrag zur Verfügung gestellt.
Hier würden nach einer Drohnenanimation des Westumer Architekten Christoph Schwarz drei Gebäude im rückwärtigen Teil des Gartens entlang der Straße entstehen. Zwischen der Kirche, dem Pfarrhaus und den Wohneinheiten würde demnach ein kleiner Park angelegt. „Wir haben bereits Rücksprache mit dem Bistum in Trier gehalten und erste positive Rückmeldungen bekommen. Es ist wichtig, dass unser Dorf Struktur bekommt. Ich bin davon überzeugt, dass eine solche Einrichtung auch unser kirchliches Leben bereichert“, so Münch.
Auch im Ortsbeirat Löhndorf war das Ansinnen diskutiert worden und auf breite Zustimmung gestoßen, wie Ortsvorsteher Volker Holy berichtete. Hierbei ging es auch um die Frage, ob das zusätzlich für das Vorhaben benötigte Grundstück im städtischen Eigentum, auf dem sich ein Spielplatz befindet, veräußert werden soll. Das war auch Thema im Hauptausschuss der Stadt Sinzig. Mit dem Resultat, dass dieser grünes Licht für den Verkauf dieser Fläche gab.
„Das ist ein tolles Projekt für Sinzig und Löhndorf“, freute sich Holy. Der Beigeordnete der Stadt, Volker Thormann, konnte dem nur zustimmen: „Seitens der Politik und der Verwaltung sind nun alle Wege frei gemacht worden, mehr konnten wir nicht tun.“ Auch Bernd Schmitz, Seniorenexperte im Kreis Ahrweiler, ehemaliger Geschäftsführer der Bad Breisiger Römerthermen, zeigte sich überzeugt von dem Vorhaben. „Wir können jetzt hinter die Vorbereitungen schon mal einen dicken Haken machen“, sagte er.
Als nächste Schritte sollen nun schon mal eine Bauvoranfrage an die Kreisverwaltung gestellt und mit dem Bistum die Modalitäten geklärt werden. Was jetzt noch fehlt: Geld für den Bau. „Die ersten Gespräche mit den Banken waren schon mal ernüchternd. Auch angesichts der gestiegenen Baukosten, die sich zwischen den Jahren 2021 und 2025 verdoppelt haben. Jetzt liegen wir wohl bei 3 oder 4 Millionen Euro“, so Horst Steinheuer. Aber als gemeinnütziger Verein hätten sie die Möglichkeit, Spenden und Zuwendungen aus Stiftungen entgegenzunehmen. Nun soll ein Businessplan erstellt werden.
Was die Kosten für die Bewohner selbst angeht, geht der Vorsitzende davon aus, dass ihr Eigenanteil sich am untersten Rand dessen bewegt, was in Pflegeheimen aufzubringen ist. So führte er an, dass sich der Eigenanteil im Sinziger Johanniter-Haus auf 3000 Euro im Monat beläuft, im Seniorenwohnheim St. Josef Bad Breisig auf 3700 Euro und in einer Bonner Einrichtung auf 5700 Euro. Durch die Mitwirkung der Angehörigen bei der Betreuung der Bewohner in einer Wohnpflegegemeinschaft, wie sie in Löhndorf geplant ist, könne schon mal viel Geld gespart werden.
Selbstorganisierte Wohn-Pflege-Gemeinschaften (WPG) für Menschen mit Demenz unterscheiden sich von sogenannten anbieterverantworteten Wohn-Pflege-Gemeinschaften dadurch, dass die Dienstleistungen von den Bewohnern selbst und ihren gesetzlichen Vertretern organisiert werden. Sie üben das Hausrecht aus. Anbieterverantwortete WPG hingegen stehen in der Verantwortung eines Trägers wie ambulanten Pflegediensten.
Foto: Judith Schumacher